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Ein Buch des Lebens

Auszug aus der Buchpräsentation in Kirchdorf/Krems, 2010

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Elisabeth Sallinger:

Es ist nicht nur ein Dokument der Mitmenschlichkeit. Es ist ein ergreifender Bericht, es ist ein erschüttender Bericht über den Umgang mit schwerer Krankheit. Und es ist ein humorvoll zwinkender Bericht. Man kann immer wieder auch einmal lachen. So wie in dem Gedicht:

Es wär alles nicht komplett, wenn nicht die Wirbelsäule schmerzen tät.
So sitz ich da und lenk mich ab, weil ich noch keine Bombe mag.
Dr. M. unersetzlich mir ist leider auch nicht hier.
Ein Physikalist soll kommen noch, fragt sich nur wann,
und ob ich mit den Schmerzen noch so lange aushalten kann.
So schlecht kann es mir nicht gehen, ich kann noch dichten.
Vielleicht wird sich der Wirbel von selber richten.
Grüße schick ich dir viel aus dem schönen…“

So etwas steht drinnen oder wie du dir den Duft des Sommers geholt hast. Wie du gemalt hast, wie dein Krankenzimmer zur Malerwerkstätte umgebaut worden ist. Die Malutensilien waren dabei, der Computer war dabei zum Schreiben. Wie dein Hund dich besucht hat, ganz gegen die Gepflogenheiten eines Krankenhauses. Hunde sind nicht zugelassen bei uns. Aber Hunde sind wichtig. „Hunde sollten Zugang zum Krankenhaus haben“ schreibst du, „denn meine Hündin ist meine Therapeutin. Sie hilft mir Medikamente sparen. Das Kraulen ihres Felles ist mehr als eine Entspannungsübung. Sie weiß genau, wann es mir schlecht geht. Da sucht sie besonders meine Nähe. Sie kann nicht sprechen. Ihr Blick genügt mir.“ So ist dieses Buch nicht nur ein Buch über Krankheit. Ich habe das Buch gelesen als ein Buch über das Leben. „Ich lebe den Augenblick wie ein kleines Kind. Ich freue mich über Kleinigkeiten. Für jeden Moment bin ich dankbar. Das lässt mich glücklich sein. Oft habe ich die körperliche Kraft nur für einen Augenblick. Der Augenblick ist ein kostbarer Schatz. Ich kann ihn nicht festhalten. Jeden Augenblick muss ich ihn loslassen. Jeden Augenblick bekomme ich neu geschenkt. Mir ist nie fad. Der Augenblick kann nicht langweilig sein. Er ist zu kurz.“ Wollen Sie versuchen, Ihren Nachbar, Ihre Nachbarin anzuschauen und das als Geschenk zu sehen?

Ich würde dich nicht kennen als Person. Ich würde dir nicht gerecht werden, Angela, wenn ich nicht noch einen Text lesen würde. Das Buch ist nicht nur ein Buch über das Leben. Es ist auch ein Buch über dein Leben aus deinem Glauben. Und in allem, was schwer ist, und bevor du nach Wien gefahren bist, da setzt du einen Text in dein Buch, der heißt: Lobpreis:

„Du Schöpfer bist am Werk. Ich lasse dich bauen. Ich bin dein Werkzeug.
Ich preise dich mit den Vögeln, die nach dem Gewitter ihr Loblied singen.
Ich preise dich mit dem Rauschen des Windes in den Blättern.
Ich preise dich mit dem Blick der untergehenden Sonne.
Ich preise dich mit dem Donnergrollen.
Es tobt ein Sturm und ein Gewitter in der Ferne. Ich lausche gerne der Natur.
Schöpfer ich danke dir, weil du alles schön gemacht hast.
Danke, du Quell allen Lebens für dein Wirken.
Ich preise dich dafür, dass du die Menschen bewegst, die mir heut begegnet sind.
Segne sie alle besonders!“