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Gedanken zum Titel

Auszug aus der Buchpräsentation in Kirchdorf/Krems, 2010

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Die Titelfindung war auch eine schwere Geburt für mich. Ich war schon beim Verlag. Wir haben schon alles besprochen, wie der Umschlag ausschaut, der Druck usw. Ich habe aber noch immer keinen Titel gehabt. Ich habe 100 Arbeitstitel gehabt, aber es war nichts, was gepasst hat. Eines war mir nach dem Vorwort von Dr. Mauler klar, „Der Hufschlag eines Zebras“ muss vorkommen. „Der Hufschlag eines Zebras“ könnte aber ein Afrikaroman auch sein. Für die Nicht-Mediziner: Der Hufschlag eines Zebras kommt von dem Spruch: „Wenn du einen Hufschlag hörst, dann denke zuerst an ein Pferd und dann erst an ein Zebra.“ D.h. denke zuerst an die naheliegenden Krankheiten und nicht an irgend etwas Exotisches. Dann haben wir gemeinsam Brainstorming gemacht mit dem Verleger. Es ist dann der Titel entstanden: „Wie ich eine seltene chronische und schmerzhafte Erkrankung überlebte. Der Hufschlag eines Zebras“ Vielleicht klingt er für manche dramatisch. Wer meine Geschichte kennt oder das Buch gelesen hat, der weiß, dass es wirklich dramatische Situationen gegeben hat. „Selten“: Dazu brauche ich nicht viel zu sagen. Es ist eine Geschichte, die einmal in fünf Jahren in Österreich vorkommt. „Chronisch“: Es hat einfach lange angedauert. Und ich glaube, es ist noch nicht ganz ausgestanden. „Schmerzhaft“: Es waren oft sehr unerträgliche Schmerzen, die von der Nahrungsaufnahme abhängig waren. Und es ist um das Überleben gegangen, und zwar um das Überleben in zweifacher Hinsicht. Zum Einen ging es um das psychische Überleben, das auszuhalten, unerträgliche Schmerzen zu haben. Es wird einem nicht geglaubt. Mir sind Schmerzmittel verweigert worden. Ich bin auf die psychische Schiene abgeschoben worden. Um das alles durchzuhalten und auszuhalten, dazu habe ich Ressourcen gebraucht. Ich sprich diese Problematik auch in zwei Texten an. Diese sprechen vom Titel her für sich. Der eine Text heißt: „Die Hölle“ und der andere Text heißt: „Nacht“. Aber es hat, Gott sei Dank, Menschen gegeben, die mich von Anfang an ernst genommen haben. Ich muss hier wieder Prof. Schneeweiß und meinen Hausarzt erwähnen, bei denen ich mich gut aufgehoben gefühlt habe. Zum Anderen ging es auch um das körperliche Überleben, vor allem in den letzten zwei Jahren. Von der GKK bekommt man immer einen Auszug und ich habe zusammengerechnet. In den letzten zwei Jahren bin ich über 388 Tage stationär gewesen. Die meiste Zeit davon hing ich an der künstlichen Ernährung. Und da ist es auch um das Überleben gegangen. Es sind mehrmals Komplikationen passiert. Ich beschreibe auch die krisenhafte Nacht, in der mir nach der ersten Notoperation mitgeteilt wurde, man weiß nicht, ob ich die nächste Operation überstehen werde. Aber trotzdem besteht das Buch nicht nur aus traurigen und schweren Texten. Es kommt auch der Humor vor. Dieser zieht sich über verschiedene Texte durch. Es gibt einzelne Texte, die nur dem Humor gewidmet sind. Einer davon ist „Der Sir“, in dem ich den Typ eines Arztes beschreibe, so wie ich ihn erlebt habe und so wie er eigentlich in einer Arztserie vorkommt. Nur ich habe ihn live erleben dürfen. Oder das „Stöckelschuhverbot“, das ich am liebsten in den Krankenhäusern einführen würde. Man müsste nur überlegen, wie man das Schild macht. Soweit von mir zur Titelfindung.