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Meine Hauptaufgabe ist es, die Clinic auf Vordermann zu bringen. Organisation und System ist nicht gerade eine Stärke der Kenianer. Dazu gehört auch die Reinlichkeit, die zu wünschen übrig lässt. Doch Tesha, unsere Krankenschwester ist mir nicht böse über meine Um- und Aufräumaktion. Über die Montage des Desinfektionsspenders hat sie glücklich gestrahlt. Ich versuche, die Arbeitsplätze möglichst zweckmäßig einzurichten.

 

Letzte Woche waren viele Kinder mit Durchfall und Erbrechen in der Clinic. Da der Malariatest bei allen negativ ausfiel, gehen wir von einem Virus aus. Die kleine dreijährige Salma fanden wir nach drei Tagen Erbrechen apathisch in der Hütte. Ein Venenzugang war nicht mehr zu machen. Wir schickten sie in das öffentliche Krankenhaus. Dort werden Kinder bis fünf Jahre gratis behandelt. Leider machten die nicht einmal eine Blutabnahme. Nach einer neuerlichen Visite letzten Sonntag beschlossen wir, sie in eine Privatklinik zu schicken. Nach einem gründlichen Check bestätigte sich unser Verdacht: Unterernährung und Anämie. Viele Kinder sind unterernährt. Die Vierjährigen sehen aus wie Zweijährige. Wenn es Spenden für Lebensmittelpakete gibt, bekommen die ärmsten Familien Essenspakete. Wir sehen sehr viel Not. Mit den mitgebrachten Spenden versuchen wir zu helfen, wo es am nötigsten ist. Mit Joyceline, die zur Zeit für die Sozialarbeit zuständig ist, haben wir schon Einkaufslisten ausgearbeitet. Viele Kinder liegen auf dem Lehmboden auf Fetzen. Hier können wir in manchen Familien mit Matratzen Abhilfe verschaffen.

 

Der letzte Tag vor den Ferien war sehr stressig. Viele Studenten fragten mich um dies oder das. Dann waren noch die Patengeschenke und Briefe zu verteilen. Nach dem Unterricht wollten wir eigentlich nur kurz in unseren Missionsladen (Kleiderlager) um einem Schüler Schuhe auszugeben. Im Nu standen die Kinder Schlange vor dem Haus. Jeder brauchte Kleidung für zuhause. Nach eineinhalb Stunden beendeten wir die Aktion schweißgebadet.

Auch Kleider sortieren stand auf dem Programm. Das müssen die Volontärinnen beenden. Es gibt einfach noch zu viel anderes zu tun. Neben Familienbesuchen, die noch gemacht werden sollten, müssen auch die Einkäufe bei den Familien verteilt werden.

 

Den Tieren auf der Farm geht es gut. Manchmal dürfen sie das Gelände abgrasen, wo wir wohnen. Da heißt es beim Überqueren aufpassen, dass man nicht in eine Kuhflade tritt, was Marion trotz Taschenlampe gestern passiert ist. Da auf dem eigenen Gelände zu wenig Gras wächst, kauft John unser Farmer in der Nachbarschaft Gras. Eine Muttersau hat ihre Jungen bekommen. Nächste Woche wird wieder geschlachtet. Die letzten Freitage gab es für die Kinder Fleisch zu essen, was für die Kinder ein Festessen ist. An diesen Tagen hat auch Kurti, der kleine Kater seine Feiertage. Er ist die einzige Katze, die Chiko noch nicht erwischt hat. Chiko ist einer der drei Wachhunde, die nachts das große Gelände für sich haben. Er hasst Katzen. Kurti ist dafür zuständig, die Geckos (kleine Eidechsen) und Mäuse unter Schach zu halten. Mit diesen und anderen Tieren, wie zum Beispiel Ameiseninvasionen in der Küche, muss man leben. Marion und ich schaffen das recht gut.

 

Das Wirtschaftsgebäude ist fertig. Es fehlen noch die Fliesen, die am Montag gekauft werden. Das Gebäude wurde von Karibu World, Verein für Kinderhilfe in Freistadt gesponsert. Es besteht aus drei großen Räumen. Einer davon wird der Schlachtraum, die anderen für die Kühlschränke und zur Verarbeitung. Das wird eine große Erleichterung, wenn das Gebäude in Betrieb genommen werden kann. Das Schlachten und die Zerlegung erfolgt ja bis jetzt im Freien.

Letzten Sonntag war ich in der katholischen Kirche, die der Schule am nächsten liegt. Tesha unsere Krankenschwester begleitete mich. Ich war sehr glücklich über diese Gelegenheit. Auch morgen werde ich in diese Kirche gehen. Die Highschool Schüler kommen erst morgen aus den Ferien und der Gottesdienst für die Schüler ist erst um 17 Uhr. Danach gibt es Essen für alle Lehrer. Marion wird das Kochen übernehmen. Ich werde die Küchenhelferin sein.

Das war ein kleiner Einblick in meinen Alltag hier.

Liebe Grüße ins kalte Österreich

PS: In der Clinic hatte es gestern 37 Grad.